DM 2019 vielleicht das Rennen meines Lebens
Im vergangen Jahr 2018 fanden die Deutschen Meisterschaften, bei meinem, vermeintlich „leichten“ Heimrennen in Schalkenmehren statt.
Das mag ich auch nicht weiter kommentieren, denn jeder Kurs hat seine Spezifikationen und muss von jedem Teilnehmer erstmal gefinished werden.
In diesem Jahr wurde der nationale Titel der Crosstriathleten, wie schon in den Jahren 2015 und 2017 in Zittau, im Rahmen des deutschen XTERRA Rennens in der Welt- und Europaserie vergeben.
Mein großes Ziel, dass mich seit Jahren in diesem Sport antriebt, ist es auch in diesem Jahr wieder den Titel und damit meinen fünften DM Titel in Folge zu gewinnen. Diese Serie, ich kann es bis heute nicht begreifen ist so unglaublich, wie zugleich unrealistisch, dass ich immer noch meine ich befinde mich in einem Traum.
Als ich vor vier Jahren das erste Mal bei dem, deutschen Rennen der XTERRA Szene am Start war und damals mit Platz 5 und dem Gewinn meines ersten Deutschen Meister Titels mein bestes sportliches Resultat auf einer großen Bühne hatte, dachte ich, besser geht’s nicht mehr.
Vom ersten Augenblick fand ich es faszinierend in mitten der Top-Stars, wie Ben Allen (Australien), Bradley Weiss (Südafrika), Francois Carolni (Frankreich) und meinem Freund Roger Serrano (Spanien) zu stehen und diesen Sport in der Natur, das mir soviel gibt zu genießen. Damals durfte ich auch die Leute, welche die Fäden in Hintergrund dieser riesigen Veranstaltung, die soweit östlich in Deutschland liegt wie ich westlich wohne, kennenlernen.
Heute, sind wir nun vier Jahre weiter und ich war in diesem Jahr zum fünften Mal in Zittau am Start und ich durfte es wiederum von einer neuen Seite erleben und mehr und mehr erfahren.
In den Videos, Vorberichten und in der Zeitung wurde mein Name und ich als Person oft als den „hometown favorite“ geschrieben, der ich mit einer Anreise von mehr als 800km, aber doch eigentlich gar nicht bin und sein kann.!?
Das ist aber genau das was ich meine, das ich Land und Leute in diesen Jahren anders ja familiär kennenlernen durfte. Während den Tagen vor und nach dem Wettkampf bin ich nicht einfach in einem Hotel und mache mein Ding. Gut mein Ding mache ich trotzdem, aber ich wohne bei der Frau, bei der alle Fäden der Veranstaltung zusammenlaufen und lerne Ihre Familie, von der Oma bis hin zum Nachbarshund, alle kennen.
Auch das ist es was den XTERRA Zirkus so einzigartig macht, in mitten der Natur, Sport auf höchstem Niveau und dennoch familiär und so sind die Athleten alle eingestellt, das ist richtig cool.
Am Renntag haben wir richtig gutes Wettkampfwetter, nicht zu warm, nicht zu kalt und etwas bewölkt mit Aussichten auf Sonne 😉
Den Druck den fünften Titel in Folge zu gewinnen und damit diese unglaubliche Serie um ein weiteres Jahr auszubauen, den verspüre ich irgendwie gar nicht.
Nach dem Line-Up und der Vorstellung der Athleten wird’s ernst. Vom Start weg fühle ich mich wie entfesselt und schwimme von der ersten Sekunde an meinen Rhythmus. Das ich nach 18 Minuten als Erster aus dem See komme das hatten viele Auf dem
Zettel, das der Rückstand der ersten Verfolger jedoch schon über eine Minute beträgt, das sicherlich nicht.
Auch auf dem ersten Teil der mit 37 Kilometern, 1000 Höhenmetern und dazu sehr anspruchsvollen Mountainbike Strecke, auf der es durch den ersten recht flachem zudem windanfälligem Teil nicht grade von Vorteil ist alleine zu fahren, fühle ich wie entfesselt, quasi wie auf einer Mission.
Nach 6 Kilometern werde ich von dem ersten Verfolger gestellt und fahre ab dann mit ihm zusammen. Bis Kilometer 15 also an dem höchsten Punkt der Strecke harmonieren wir recht gut obwohl es eigentlich nur, nur bergauf geht 😉
Nach der ersten Abfahrt, einem recht schwierig und anspruchsvoll zu fahrendem Trail hinunter vom Hochwald bin ich dann auf einmal alleine, drehe mich mehrmals um zu sehen wo mein bis eben noch Mitstreiter denn ist, sehe ihn aber nicht mehr und entscheide mich blitzschnell den Gashahn noch etwas mehr zu öffnen.
In all meinen Jahren in denen ich nun schon hier in Zittau am Start war, war es das erste Mal, dass ich an dieser Stelle der Strecke noch, beziehungsweise wieder alleine war.
Es folgt ein langes, teils trailiges Stück was uns auf eine Zusatzschleife der Strecke bringt.
Immer noch fühle ich mich überragend. Wie groß mein Vorsprung auf die Verfolger ist, weiß ich zu diesem Zeitpunkt nicht.
Am letzten richtigen Anstieg, hinauf zum Ameisenberg, sind immer noch genügend Körner vorhanden um das Tempo ein weiteres Mal zu erhöhen. Als ich den „Gipfel“ in Mitten des Waldes erreiche sehe ich auch meinen einstigen Mitstreiter wieder. Ja so 40-50 Sekunden werden es noch sein, die ich zu diesem Zeitpunkt noch an Vorsprung habe.
Danach passiert bis zu Wechselzone also dem Wechsel in die Laufschuhe für den abschließenden 10km Trailrun nichts mehr.
Jetzt dieses Gefühl, ich kann es in diesem Moment spüren, würde es so gerne genießen, aber ich weiß, dass mich diese 10km jetzt noch von meinem fünften, fünften Titel in Folge trennen.
Ich weiß nicht wie viele Leute es sind, aber alle brüllen, jubeln und sind brutal aus dem Häuschen, das ein Deutscher, hier vor heimischen Publikum als Erster und dazu noch alleine in die Laufschuhe wechselt. Ich sehe mich selber auf den Videowänden und laufe wie entfesselt aus der Wechselzone.
Beim Abbiegen auf die Runde nehme ich im Augenwinkel Heike, meine Gastgeberin wahr und die Stimme des XTERRA Europatour Direktors, Nicolas Lebrun, welcher es scheinbar auch nicht glauben kann das ich immer noch führe und das alleine.
Ich kenne immer noch keine Abstände auf die Jungs hinter mir und egal was passiert ich habe meine Plan, den ich mehrfach mit meinem Trainer besprochen und mehrfach in meinem
Kopf durchgespielt habe. Ich laufe mein Tempo und ich konzentriere mich, weil ich weiß, das ich es kann.
Auch das mich der erste Verfolger, Lukas Kocar (Tschechien) schon nach dem ersten Kilometer überläuft ändert nichts an meiner Herangehensweise.
Nach dem Trail, welchen man hier auf den zehn Kilometern in zwei Runden durchlaufen muss überholt mich dann auch der amtierende Europameister Arthur Serries aus Frankreich. Das ich diesen Überläufer nicht halten kann ist fast klar, aber der Tscheche ist immer noch in Sichtweite, keine 100m vor mir.
Kurz vor der zweiten Runde sehe ich einen Freund, der durch eine Verletzung in diesem Jahr leider nicht am Rennen teilnehmen kann aber an der Strecke die Athleten wie auch mich supported und unterstützt. Das erste Mal am heutigen Tage frage ich nach meinem Vorsprung auf den zweiten Deutschen Starter, den er mir zu diesem
Zeitpunkt mit zwei Minuten angibt. Sicherlich auch als Ansporn, das ich jetzt bei noch 5 zu laufenden Kilometern nicht nachgeben und weiter pushen soll.
Gut der Franzose ist weg, aber den Tschechen habe ich immer noch im Blickwinkel und als wir ein zweites Mal in den Trail einbiegen ist es mein junger Teamkollege, Timo Spitzhorn, den ich zu diesem Moment gerade umrunde, der sagt, jetzt hol ihn Dir!
Ich weiß nicht ob es die zweite oder dritte Luft ist, die heute nutzen kann. Keine 20 Sekunden später laufe ich an Lukas vorbei und baue meinen Vorsprung bis ins Ziel noch um einige Sekunden aus.
Schon vor dem Zielkanal weiß ich es, das war heute das Rennen meines Lebens. Ich höre den Sprecher über die Boxenanlage und weiß das ich gleich zum unglaublichen fünften Mal in Folge Deutscher Meister im CrossTriathlon werde und das ich diesem Moment genießen und feiern kann.
Im Ziel erwartet mich der Sieger des XTERRA Deutschlands Arthur Serries als Erster Gratulant mit offenen Armen, wobei ich mir gar nicht sicher bin ob er überhaupt weiß, dass wir unsere nationalen Titelkämpfe hier und jetzt in diesem Rennen austragen.
Egal, Bierdusche, die Umarmung von Heike und ihrer Tochter lassen nicht lange auf sich warten und was am selben Abend noch nach der Siegerehrung auf der traditionellen und überragenden After-Race Party passiert, dafür solltet ihr nächstes Jahr selber mal nach Zittau kommen 😉
An dieser Stelle:
Herzlichen Glückwunsch an Maximilian Sasserath und Peter Lehmann für den zweiten und dritten Platz bei der Deutschen Meisterschaft.
Danke XTERRA Germany,
Danke O-See Challenge und Danke an Heike und ihr Team, wir sehen uns in 2020!